30 Minuten: Ausgabe 01 2024
Fortgeschrittenes Bronchialkarzinom:
Zelluläre Regulationsprozesse verstehen, um zielgerichtet zu therapieren
Das Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) ist die am häufigsten diagnostizierte Krebsart und die häufigste krebsbedingte Todesursache weltweit. Besonders Tumorpatient*innen im Spätstadium haben eine schlechte Prognose und nur sehr begrenzte Behandlungsmöglichkeiten. Die molekularen Mechanismen der Tumorprogression und der Metastasenbildung sind darüber hinaus immer noch nicht vollständig verstanden.
Neben Genmutationen wurden in den letzten Jahren vermehrt auch Veränderungen der DNA-Methylierung bei Krebserkrankungen beschrieben. In gesunden Zellen regeln diese die Funktion verschiedener Zelltypen, indem bestimmte Gene dadurch an- oder ausgeschaltet werden. In Tumorzellen hingegen kann durch DNA-Methylierung die Aktivität von Tumorsuppressor- und Onkogenen verändert werden.
In diesem Projekt sollen Veränderungen der DNA-Methylierung charakterisiert werden, die mit dem Fortschreiten von Lungenkrebs einhergehen. Dafür erhielen Dr.rer.nat. Sebastian Vosberg und sein Team die Gesundheit3000-Förderung der MEFOgraz.
Molekulare Mechanismen des fortschreitenden Bronchialkarzinoms besser verstehen
Weiters werden diese Veränderungen mit dem Ansprechen auf verschiedene Krebsmedikamente assoziiert, um so wirksamere, weil zielgerichtete, Therapieansätze zu ermöglichen. Zu diesem Zweck werden bei Lungenkrebspatient*innen im Spätstadium sowohl klinische Parameter als auch die Aktivität von Genen im Kontext von veränderter DNA-Methylierung und dem Vorhandensein bestimmter Genmutationen analysiert.
Die Ergebnisse dieses Projekts werden zu einem besseren Verständnis der molekularen Mechanismen des fortschreitenden Lungenkrebses führen. Ziel ist es, die Grundlagen für eine personalisierte Therapieentscheidung zu verbessern, um letztendlich die Versorgung von Krebspatient*innen zu optimieren.
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Sebastian Vosberg
Sebastian Vosberg ist promovierter Bioinformatiker und seit 2021 Universitätsassistent in der klinischen Abteilung für Onkologie an der Medizinischen Universität Graz. Dort leitet er die Nachwuchsforschungsgruppe „Computational Cancer Biology“ und beschäftigt sich mit der molekulargenetischen Charakterisierung von Krebserkrankungen mit Hilfe der Bioinformatik.
Seine Forschungsschwerpunkte sind:
- Evolution von Tumorerkrankungen
- Mechanismen der Resistenzentstehung gegenüber Therapien
- Personalisierte Medizin
Dr.rer.nat. Sebastian Vosberg
Forschungsfeld: molekulargenetischen Charakterisierung von Krebserkrankungen mit Hilfe der Bioinformatik